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Technik

Künstlerin: Katharina Greve

„Die meisten Unfälle passieren im Haushalt“ – diesen Satz haben wohl alle schon einmal gehört. Und es stimmt: Unfälle im Haushalt können in der Tat zu schlimmen Verletzungen oder gar zum Tod führen - das trifft vor allem auf ältere Menschen zu. Viele Senior*innen und deren Angehörige sind deshalb besorgt, vor allem wenn der Alltag im Alter immer beschwerlicher wird.


Es gibt jedoch zahlreiche technische und digitale Möglichkeiten zur Ausstattung des Wohnraums, die dabei helfen, die Selbstständigkeit und Sicherheit so lange wie möglich zu wahren. Der Oberbegriff dafür lautet Ambient Assisted Living (kurz: AAL) – die gängigste Übersetzung dafür lautet technische Assistenzsysteme.

 

AWiSA-Baustein

WitczakUwe Witczak

Referent Digitalisierung/Technik bei BEQISA

Vorstandsvorsitzender von TECLA e.V.

Carl-Robert-Straße 21
06114 Halle (Saale)

Mobil: 0170 31 88 553

E-Mail:

 

Ambient Assisted Living (AAL)

Beispiel einer sinnvollen technischen Hilfe

Ein häufiger Unglücksfall ist das Ausrutschen beim Heraussteigen aus der Dusche. Während die meisten jüngeren Menschen danach trotz Schmerzen aufstehen können, gelingt dies im Alter oft nicht mehr. Hilfe zu holen ist dann nicht möglich, wenn das Telefon oder der Knopf für den Notdienst wie meistens nicht griffbereit sind. Eine Lösung: die Sturzerkennungsmatte mit Alarmfunktion. Diese Matte erkennt, dass eine Person hingefallen ist und meldet den Sturz beispielsweise dem ambulanten Pflegedienst, der umgehend Hilfe organisiert. Inzwischen gibt es sogar Sturzerkennungssysteme, die unter den gesamten Fußboden eingebaut werden.

Neben den im Beispiel genannten Sturzerkennungssystemen gibt es viele weitere technische und digitale Hilfen für den eigenen Wohnbereich. In Bezug auf Sicherheit kann z.B. ein Wassermelder für das Waschbecken helfen, damit es nicht überläuft. Falls versehentlich die Herdplatten angelassen wurden, sorgt eine sensorgesteuerte Herdüberwachung dafür, dass der Herd automatisch ausgeschaltet wird. Ein Beleuchtungssystem mit Sensoren kann den Gang zur Toilette in der Nacht erleichtern, indem beim Betreten der Räume automatisch das Licht eingeschaltet wird – ganz ohne Lichtschalter. Geräte zur Alltagserleichterung können ebenfalls hilfreich für ältere Menschen sein, denen die Arbeit in Haushalt und Garten körperlich schwerfällt. Staubsaug- oder Wischroboter helfen beim Putzen im Haus, für den Garten gibt es Mähroboter. Diese Liste der technischen Assistenzsysteme ist längst nicht vollständig, da kontinuierlich neue Produkte auf den Markt kommen. Einen Überblick hierzu bietet die Broschüre des Innovationsnetzwerks Vernetzte Technikberatung und Techniknutzung (VTTNetz) der Hochschule Harz. Außerdem zeigt die vom BMBF geförderte Datenbank "Wegweiser Alter und Technik" des Forschungszentrum Informatik Karlsruhe, welche Produkte und für welche Zwecke Senior*innen im Alltag unterstützen können. Auch die Online-Wohn-Beratung des Vereins Barrierefrei Leben e.V., gefördert vom BMG sowie dem BMAS, liefert wichtige Informationen und berät im Hinblick auf Produkte und die Kostenübernahme dieser.

 

Digitalkompetenz und Technikberatung

 

Ein Schlüssel-Aspekt für den Umgang den genannten Geräten und Systemen sind digitale und technische Kompetenz und Beratung. Um diese zu stärken, gibt es u.a. staatlich geförderte Angebote, wie z.B. die „Servicestelle Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ der „Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen“ (BAGSO).


Ein Großteil der Senior*innen bevorzugt allerdings den persönlichen Austausch sowie eine informelle Umgebung zum Lernen. Eine Möglichkeit zur Hilfe sind Techniksprechstunden oder Technikberatungsstellen, wie sie einige Akteur*innen aus der Wohnungswirtschaft, Nachbarschaftszentren, Mehrgenerationenhäuser oder Seniorenbegegnungsstätten bereits anbieten. Hier wird alten (und jungen) Menschen nicht nur im Umgang mit technischen Assistenzsystemen geholfen, sondern ebenso in Bezug auf andere technische Geräte.

 

Foto: Andrea Piacquadio

In Sachsen-Anhalt sind ebenfalls Technikberatungsstellen vorzufinden. Neben dem Verein TECLA bieten auch das Beratungszentrum Halberstadt sowie die kommunalen Beratungsstellen Wanzleben-Börde sowie die DRK Seniorenberatung Stendal die Möglichkeit, sich zu informieren und beraten zu lassen.

 

Eine Möglichkeit für das Training der Digitalkompetenz  stellt der Methodenkoffer des Forum Seniorenarbeit NRW dar. Hier sind zahlreiche Methoden zu finden, mit denen vor allem Mitarbeiter*innen der Seniorenarbeit älteren Menschen einen niedrigschwelligen Einstieg in die digitale Welt ermöglichen können. Zum Beispiel widmet sich eine Methode der Frage, wie man Senior*innen pädagogisch sinnvoll an Videokonferenzen heranführt, um den Kontakt mit entfernten Angehörigen aufrechtzuerhalten. In jeder Methode sind Empfehlungen im Hinblick auf Ziele, Gruppengröße, Dauer, benötigte Materialien und räumliche Voraussetzungen hinterlegt. Der Methodenkoffer ist darüber hinaus ein interaktives Projekt: Daher können eigene Methoden selbst verfasst sowie andere Methoden ausprobiert und kommentiert werden.

 

Finanzierung

Weitere wichtige Fragen rund um AAL stellen sich bezüglich der Kosten und der Finanzierung. Diese kann z. B. bei Vorliegen eines Pflegegrades durch die Kranken- und Pflegeversicherung erfolgen. Bei den Gesetzlichen Krankenversicherungen gibt es das GKV-Hilfsmittelverzeichnis, in dem alle von der GKV finanzierten Hilfsmittel aufgelistet sind, für die die Kosten übernommen werden. Nicht aufgelistete Hilfsmittel können – wenn sie vom Arzt verordnet sind – ebenfalls über diesen Weg finanziert werden. Eine andere Finanzierungsmöglichkeit bietet der Weg über den/die Vermieter*in. Hier kann u.a. damit argumentiert werden, dass eine AAL-Ausstattung eine Wohnung aufwertet und dass sie älteren Mieter*innen einen längeren Verbleib in der Wohnung ermöglicht.  


Das Potenzial der technischen Assistenzsysteme ist enorm – fehlende Beratung und Digitalkompetenz, Datenschutzbedenken sowie die hohen Anschaffungskosten stehen einer breiten Anwendung jedoch noch entgegen. Hier ist neben dem Gesetzgeber besonders die Wohnungswirtschaft gefordert – speziell bei der Errichtung von neuem Wohnraum.

 

Das folgende Video zeigt die Musterwohnung der Wernigeröder Wohnungsbaugenossenschaft, die neben barrierefreien Umbaumaßnahmen auch zahlreiche technische Assistenzsysteme vorzuweisen hat.

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